Klimaanlagen zum Heizen
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Klimaanlagen zum Heizen
Nachdem ich in Tempelhof in einer Etagenwohnung Baujahr 1908 mit so 3.5 Meter hohen Zimmern gewohnt habe, hatten wir nach dem Umzug in die Niederlande den Wunsch nach was Modernem. Nunja, das Baujahr ist diesmal 2002 und so hat dieses Haus noch einen Brennwertkessel und einen Heizbedarf von knapp 75 kWh/qm*a. Der ist auch kaum 5 Jahre alt, denn der alte Gasbrenner ging prompt einige Jahre nach dem Einzug kaputt.
Nun heißt es
Uiterlijk in 2050 moeten alle bestaande woningen in Haarlemmermeer van het aardgas af zijn.
https://haarlemmermeergemeente.nl/nieuwe-energie/warmtebronnen-en-techniekenEigentlich sollte diesen Monat also Gas raus und eine Wärmepumpe rein. Das hat sich nun aus Gründen (wenn nicht wieder ein Pferdehuf dazwischen kommt, fragt nicht) in den April verschoben.
Das Haus, in dem ich wohne, ist eine Styroporschachtel mit Holzverkleidung, nicht unähnlich diesen Kisten, die Pizzaboten auf ihren Scootern haben, aber hübscher verpackt. Wie alle diese Häuser hat auch meines eine Zwangsbelüftung, die Luft in alle Räume pumpt, bzw. in Bad und Küche absaugt und dabei die Wärme mit einem Wärmetauscher im Haus hält.
Mein Büro ist oben unter dem Dach, und im Sommer wird es sehr warm. Dabei hat die Installation der Solaranlage schon gut geholfen – gut 50 qm Dachfläche sind nun von der Sonne abgeschirmt und können nicht mehr direkt Hitze ins Haus diffundieren. Die Temperatur am Schreibtisch ist an sehr warmen Tagen gut drei Grad niedriger als sie vor der Solaranlage war.
Dennoch hatte wir vor einigen Jahren einen Tag mit 40 Grad Außen-Lufttemperatur – in den Niederlanden!
Es geht also bei uns nicht nur um Heizung im Winter, sondern auch um Kühlung im Sommer.
Das Belüftungssystem im Haus ist dafür nicht zu verwenden, genauso wie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe nicht wirklich zur Kühlung zu gebrauchen ist. Wenn der Temperaturunterschied zwischen kalter und warmer Luft mehr als circa drei Grad ist, dann gibt es Kondensation und am Ende Schimel. Schimmel in einer Umluftanlage ist eine ganz doofe Situation.
Wenn man also den Gasbrenner heraus reißen würde und dort dann eine Luft-Wasser-Wärmepumpe einsetzte, dann hätte man nur die Hälfte des Problems gelöst, denn es muß immer noch gekühlt werden.
Die Idee ist also: Gasbrenner und Umluftanlage raus, Heizkörper absägen und an Stelle des Gasbrenners und der Umluftanlage eine Brauchwasser-Wärmepumpe und eine neue Umluftanlage rein. Dazu in allen Räumen Wandgeräte von Luft-Luft-Wärmepumpen ("Klimaanlagen") und zwei Außengeräte (also Multisplit-Anlagen).
Auf diese Weise gewinnt man Platz im Haus vor den Fenstern, kann die Temperatur pro Raum getrennt regeln und hat auch das Kühlproblem gelöst.
Neue Heizungen erfordern offenbar genau wie neue Autoantriebe ein größeres Umdenken und man muß sich von den überkommenen Ideen und den Einschränkungen vorhandener Infrastruktur frei machen.
Ein Bedenkenpunkt seitens der Frau war Lärm – wenn man Direktklimageräte zum Beispiel in US-Hotels gewohnt ist definitiv ein Issue. Aber zumindest im Katalog haben diese Dinger eine Geräuschentwicklung von 20-22 db(A) angegeben, sie sind also sehr leise und mit solchen Hotel-Erlebnissen nicht vergleichbar (25 db(A) wird mit "Atemgeräusch" angegeben, 30 db(A) mit Flüstern).
Die Außengeräte werden mit 47-52 db(A) maximal (also beim Enteisen) angegeben. https://www.hug-technik.com/schallpegel-laermpegel.html – 45 db(A) ruhige Wohnung, 50 db(A) leise Radiomusik, Vogelgezwitscher. Ich erwarte also auch keine Klagen von den Nachbarn.
Der COP wird "mindestens 3 sein, aber so wie sich das Klima in den Niederlanden entwickelt vermutlich sehr viel höher". Leute, die ich kenne und die ähnlich umgebaut haben, liegen deutlich über 4.
Ich muß vermutlich dennoch 2.5 MWh Strom im Winter dazu kaufen (weniger als 1000 Euro im Jahr), denn zu den Zeiten wo wir heizen wird die Solaranlage den Bedarf bei weitem nicht decken – sie tut es schon jetzt nicht, ohne die zusätzliche Last.
Im Sommer werde ich gewiß kostenlos kühlen und meine Einspeisung ins Netz senken – auch das ist bei mir und beim Netz sehr willkommen.
Alles in allem sehe ich eine Menge Vorteile:
- Umbau und Steuerung individuell pro Raum machbar. Man kann auch zB Schlaufräume und Büro umbauen und den Rest erst mal lassen
- Raumgewinn durch Entfernen aller Heizkörper
- zumindest im Katalog sehr leise, ich halte Euch auf dem laufenden
- preislich überschaubar (wir machen noch eine Menge mehr am Haus, sodaß es dann doch ein großer Invest wird, aber das muß nicht so sein)