Eigenlich ist nichts an der US-Wahl überraschend.
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Eigenlich ist nichts an der US-Wahl überraschend. Wir wissen, dass Menschen nicht nach ihren Interessen sondern nach ihren Werten wählen, und Donald Trump projiziert die Werte, die sich die USA seit ihrer Gründung selbst einreden (Überlegenheit und Einzigartigkeit der US-amerikanischen Kultur, Reichtum als Tugend, Selbstbewusstsein, Individualismus ohne Rücksicht) sehr effektiv. 1/
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Anatol Stefanowitschreplied to Anatol Stefanowitsch last edited by
Dazu kommt die Sehnsucht nach einer Struktur mit einer autoritären Führungsfigur, die diejenigen belohnt, die seine Werte teilen und diejenigen bestraft, die es nicht tun. Diese Idee eines "strengen Vaters" haben die Konservativen (in den USA und anderswo) seit Jahrzehnten in unsere Köpfe gehämmert (das hat George Lakoff schon von 20 Jahren beschrieben). Die Progressiven/Linken/Liberalen haben dem nichts entgegenzusetzen, weil sie diese Idee selbst verinnerlicht haben und/oder… 2/
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… weil sie glauben, wenn sie gute (also: etwas weniger schlechte) Politik für die Menschen machen, würden die das zu schätzen wissen. Aber die Menschen wählen eben nicht nach ihren Interessen. Man hätte hier von 50 Jahren anfangen müssen, den Menschen ein alternatives Wertesystem auf der Grundlage von Solidarität, gegenseitiger Unterstützung und gegenseitigem Respekt zu vermitteln. Dazu fehlt aber nicht nur das Narrativ, es fehlt auch die Sprache. Und es fehlt die echte Überzeugung. 3/
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Anatol Stefanowitschreplied to Anatol Stefanowitsch last edited by
In den USA kommt spezifisch dazu, dass der wahlberechtigte Teil der Bevölkerung überwiegend weiß, alt und patriarchal ist. Warum die Democrats dachten, sie könnten da erfolgreich eine vergleichsweise junge Frau of Color ins Rennen schicken, war mir von Anfang an schleierhaft. *Hillary Clinton* konnte die Wahl nicht gewinnen, dabei hatte sie alles, was nötig gewesen wäre (außer, dass sie eine Frau war). Wie sollte Kamala Harris es dann können? 4/
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Natürlich war Harris *objektiv* eine bessere Kandidatin als Biden , aber Biden hätte die Wahl gewinnen können (er hat sie ja schon einmal gewonnen), und das war in dieser Situation, in der es darum gegangen wäre, um jeden Preis Trump zu verhindern, wichtiger gewesen. Harris konnte diejenigen begeistern, die sonst eben ohne Begeisterung die Democrats gewählt hätten. Biden hätte Menschen gewinnen können, die jetzt eben wieder Trump gewählt haben. 5/
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CGdoppelpunktreplied to Anatol Stefanowitsch last edited by
Für mich war's gelaufen gestern, als der Guardian exemplarisch einen jungen Wähler beschrieb, der durchweg Demokraten wählte (für Rep.-Haus, Senat, Gouverneur) aber fürs Präsidentenamt Trump, denn "es könne nicht sein, dass hunderttausende illegale Einwanderer an der Wahl teilnehmen" (dass sie es tun, ist eine von Trump aktiv verbreitete Lüge). Menschen glauben Lügen.
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Dem Democrats unter Biden muss man vorwerfen, dass sie in den letzten vier Jahren viel zu wenig getan haben, um den Schaden, den Trump in den Köpfen der Menschen und in den demokratischen Institutionen angerichtet habt, zu beheben und diejenigen mit einzubinden, die durch ihren Aktivismus vor Ort Bidens Wahlsieg in den Swing States ermöglicht haben. Sie haben selbstzufrieden vor sich hin regiert, nach dem Motto "wir sind die Guten, also müssen wir nichts Gutes tun". Das reicht nicht. 6/6
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@astefanowitsch Du Kommunist!
/s
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@CGdoppelpunkt @astefanowitsch War bei Brexit genauso.
Den Leuten schön Angst vor einem nichtexistenten Problem einreden und die Hucke dazu vollügen ist sehr effektiv.